Blick von auf Rinera und über das Meer zu den anderen Inseln.
Blick auf Rinella und über das Meer zu den anderen Inseln. Foto: Brandstätter

Feuerberge im Mittelmeer

Äolus, der griechische Gott der Winde, soll auf einer der Inseln nördlich von Sizilien gewohnt haben. Zumindest hat er ihnen seinen Namen hinterlassen. Die Äolischen Inseln gehören zu der vulkanischen Kette, die vom Vesuv bei Neapel bis hin zum Ätna auf Sizilien reicht.

„Sie werden da heute nicht mehr hinkommen", sagt Alibrando im Taxi auf halben Weg zwischen Catanya und der Hafenstadt Milazzo im Norden Siziliens. Der Seegang sei zu stark. Doch Äolus zeigt Erbarmen mit den Reisenden. Schnell und sicher steuert das Boot Salina an und landet im Hafen des kleinen Ortes Santa Marina.

Salina ist die zweitgrößte der Äolischen Inseln und mit nur rund 27 km², ein paar Ortschaften und rund 2.200 Einwohnern sehr überschaubar. Zwei erloschene Vulkane ragen knapp 1.000 Meter aus dem Meer und prägen das Bild der Insel. Das Leben hier ist einfach, beschaulich und unaufgeregt. Der Massentourismus hat die Überfahrt verpasst.

Barbara Focke.
Barbara Focke. Foto: Brandstätter
Die Sehnsucht nach dem Meer, die mediterrane Küche und die Liebe zu den Tieren haben Barbara Focke aus Norddeutschland vor einigen Jahren hier stranden lassen. Mit ihrer kleinen Reiseagentur Lamar-Reisen hat sie sich auf Beobachtungsfahrten zu Delphinen und Walen spezialisiert. Und wenn sie gerade nicht auf hoher See ist, führt sie Gäste auch gerne einmal einen Tag lang durch ihre Insel und schenkt ihnen einen wunderbaren Tag der Entschleunigung.

Fischhändler in Malfa auf Salina
Fischhändler in Malfa auf Salina. Foto: Brandstätter

Früh morgens baut ein Fischer an der Bushaltestelle im Zentrum von Malfa die Ladefläche seines Lastendreirades zu einem kleinen Verkaufsstand um. Nass glänzend präsentiert sich der frische Fang in den Holzkisten. Zu Mittag kann man den frischen Fisch bereits in einem der Lokale an der Strandpromenade von Lingua bei Alfredo, der auch „König der Granita" genannt wird, genießen. Das für die Inseln typische Eis aus Wasser und Früchten ist dazu genau die richtige Erfrischung.

Arche Noah für den Malvasier

Wer mit Barbara unterwegs ist, kommt um einen Besuch bei einem Weinbauern, die den für die Insel typischen Malvasier keltern, nicht herum. Der süße Weißwein schmeckte schon vor 200 Jahren den Engländern und auf Salina lebten damals bis zu 9.000 Menschen, der Großteil vom Weinbau. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zerstörte die Reblaus die Weinstöcke, die Menschen verließen die Insel. In den 1960er Jahren entdeckte der Maler und Architekt Carlo Hauner die Insel und die Reste einiger Weinstöcke, die auf sandigen Böden überlebt hatten. Hauner kaufte diese auf, brachte sie nach Südtirol um sie zu vermehren und startete in Salina wieder mit dem Weinbau, der mittlerweile weltweit bekannt ist. Heute leiten sein Sohn Carlo und sein Enkel Andrea einen 30 ha Betrieb in Lingua.

Bescheidener, ja gerade unspektakulär ruhig präsentiert sich dagegen das Weingut von Salvatore d’Amico in Leni. Sein Malvasier ist besonders süß, vergleichbar mit unserem Eiswein. Während hierzulande die Trauben bis weit in den Winter hinein auf den Reben bleiben, schneidet sie Salvadore zur Erntezeit ab und dörrt sie auf großen Trockensieben in der Sonne. Nach einigen Wochen kommen die Trauben in einen alten, abgemauerten Bottich und werden so wie seit jeher mit den Füßen gepresst. Zwei Jahre lagert der Wein dann im Fass, bevor er abgefüllt wird – kein Wunder, dass Salvatore so nebenbei auch der Regionspräsident von Slow Food im Süden Italiens ist.

Violett blühender Kapernstrauch.
Blühender Kapernstrauch. Foto: C.Brandstätter

Neben dem Wein sind es die Kapern die Salina zu kulinarischen Ehren erhoben haben. Kapernbüsche wachsen schier überall, in den Gärten, entlang der Wege, auf Feldern. Zwischen Mai bis August pflückt Salvatore einmal die Woche die Knospen ab und konserviert sie mit grobem Meersalz. Die karge Landschaft, die Mineralien der Vulkanerde, Sonne, Trockenheit und die salzige Brise vom Meer verleihen den Früchten ein besonders intensives Aroma. Salinas Kapern gelten zu recht als die besten Italiens.

Wer einen genialen Blick über die äolischen Inseln bis hin zum Ätna auf Sizilien genießen möchte, sollte sich unbedingt einen Tag Zeit nehmen und den Monte Fossa, das ist einer der beiden Vulkanzwillinge, hinaufwandern. Von der Wallfahrtskirche in Valdichiesa führt ein gut ausgebauter Wanderweg auf den Berg.

Ein ergreifendes Schauspiel bietet der Sonnenuntergang in Pollara. Der Ort liegt in der Caldera eines erloschenen Vulkans, von dem die Hälfte ins Meer abgebrochen ist. Die schroffe Steilküste diente 1994 als malerische Kulisse für den vielfach preisgekrönten Film „Il postino" (Der Postmann).

Der Stromboli spuckt glühend rote Lava in den Nachthimmel.
Stromboli: Feuer im Nachthimmel. Foto: istock.com/WokinghamOwl

Vulkan mit Ausbruchsgarantie

Die Attraktion in der Region ist natürlich der Stromboli. Die Gäste werden am Hafen der Insel von kleinen Elektrocarts abgeholt, die man sonst nur von Golfplätzen kennt. Auch zwei Carabinieri sind in so einem „Spielzeugauto" unterwegs. Als fahrbare Untersätze werden auch motorisierte Dreiräder genutzt, die im Gegensatz zu ihren elektrischen Kollegen mit einem Höllenlärm unterwegs sind. Autos sind verboten und schnell wird klar, warum. Das gesamte Straßennetz der Insel ist kaum länger als 15 Kilometer und so schmal, dass sogar die kleinen Fahrzeuge im Einbahnsystem geführt werden müssen.

So unwirklich wie dieses Lilliput-Gewusel ist auch der Vulkan mit Ausbruchsgarantie. Jeden Abend steigen mehrere Gruppen mit Helm uns Stirnlampe ausgerüstet gut drei Stunden den Stromboli hoch, um das Schauspiel in der Nacht aus nächster Nähe zu erleben. Bequemere Gemüter finden sich im Observatorium mit angeschlossenem Restaurant am Fuße des Berges ein und genießen bei einem Gläschen Wein, wie der Berg im Viertelstundentakt glühend rote Lava in den schwarzen Nachthimmel spuckt.

Info:

Angebote von Barbara Focke: www.lamar-reisen.de

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zuletzt geändert am 02.12.2021

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