Ein Ensemble aus Bank, Marterl und Baum in der Lansdschaft.
Foto: Christian Brandstätter

Kilb-Kettenreith: Ausflugstipp im Mostviertel

Waren Sie schon einmal in der kleinen Ortschaft Fleischessen? Wir haben erfahren, dass es auch dort immer mehr Leute gibt, die sich vegetarisch ernähren.

Aber von Anfang an. Es ist wieder einmal einer dieser „Tut gut!“ Wanderwege für einen spontanen Tagesausflug in Niederösterreich. Kilb liegt mitten im Mostviertel, ist nicht gerade ein bekannter Tourismusmagnet, aber öffentlich gut erreichbar und nur eine knappe Stunde von St. Pölten entfernt. Einer der drei ausgeschilderten Rundwege ist knappe zehn unspektakuläre Kilometer lang.

Ortstafel Schützen
Foto: Christian Brandstätter
Ortstafel Fleischessen
Foto: Christian Brandstätter

Interessant sind die Namen der kleinen Ortschaften am Weg. Das erste Dorf nennt sich Schützen, es gibt jedoch keine ballistischen Vorkommnisse und es sind auch keine Jäger zu sehen. Da im Frühling Schonzeit ist sind sie vielleicht schon ein Dorf weitergezogen und genießen in Fleischessen den Rehbraten von der herbstlichen Jagd. Beim letzten Bauernhof am Ortsrand verrät ein Hinweisschild am Zaun, dass hier Bio-Mangaliza-Schweine gezüchtet werden. Bio-Schweine aus Fleischessen, das klingt stimmig.

Ums Eck sitzt die Bäuerin auf der Hausbank. Wir fragen sie, ob wir die Schweinderl fotografieren dürfen. Sie erzählt uns, dass das leider nicht geht, weil ihr Mann schon in Pension ist und die Schweinezucht aufgegeben hat. Es gibt nur noch einen alten Eber, der hier seinen Lebensabend genießen darf. Die Tochter, die den Hof übernehmen wird, möchte auf Beeren umzustellen. Für Biobauer Franz Fink war die biologische Wirtschaftsweise nach demeter-Richtlinien immer ein großes Anliegen. In der Pension engagiert er sich als Biodiversitäts-Vermittler und lädt zu Seminaren auf seinen Hof.

Insidertipp in Kettenreith

Nicht der Weg ist dieses Mal das Ziel, sondern Toni’s Bier- und Weinstube in Kettenreith. Um ehrlich zu sein haben wir uns die Wanderung ausgesucht, um zu Mittag hier einkehren zu können. Frischer Spargel vom Biohof Strobl aus Großebersdorf ist gerade angesagt. Wir genießen das Essen, die herrliche Nachspeise, die Sonne im Gastgarten und die Freundlichkeit der Wirtsleute.

Kerstin und Markus Bürgmayr-Posseth bieten immer wieder besondere Schmankerl, neben den üblichen saisonalen Schwerpunkten auch griechische Wochen im Sommer und – absolutes Highlight – Miesmuscheln in Obersweinsauce an mehreren Wochenenden im Jahr. Es empfiehlt sich, den Newsletter zu abonnieren um nichts zu verpassen. Und wenn es spät wird gibt es Gästezimmer mit Frühstück.

Steinerne Brücke mit Gewölben.
Das Aquädukt der 2. Wiener Hochquellwasserleitung in Kettenreith. Foto: Christian Brandstätter

Der Weg des Wassers

Am Rückweg begleiten wir ein Stück weit die 2. Wiener Hochquellwasserleitung. Zwischen 1900 und 1910 errichtet liefert sie heute täglich bis zu 217 Millionen Liter Wasser in die Großstadt. Das Wasser kommt aus dem Hochschwabgebiet, die Strecke ist 180 Kilometer lang, überwindet in 36 Stunden einen Höhenunterschied von 360 Metern und durchfließt 100 Aquädukte. Das Aquädukt über das Tal von Kettenreith ist eines dieser beeindruckenden Bauwerke. Um das gleichmäßige Gefälle zu gewährleisten, folgt die Trasse den Gegebenheiten des Geländes. Wir staunen über die Kunst der Ingenieure in einer Zeit ohne Satelliten-Navigation.

Bioeis von Günter Hansinger, der etwas außerhalb von Kilb einen Biohof und im Ort einen Bioladen betreibt, sollte die Tagestour am Marktplatz genussvoll ausklingen lassen. Nur sollte man sich vorab mit den Öffnungszeiten vertraut machen. Samstag Nachmittag und Sonntag geschlossen!

Zum Weg

Der Weg führt ohne nennenswerte Steigungen großteils auf kleinen, asphaltierten Nebenstraßen. Knorrige alte Mostbirnbäume gliedern die Landschaft. Mitte / Ende April zeigen sie sich im prächtigen Blütenkleid von ihrer schönsten Seite. Vor mehreren Höfen und Häusern steht eine Hausbank, von der aus ältere Leute das Geschehen beobachten und uns einen freundlichen Gruß mit auf den Weg geben. Der Großteil des Weges ist der Sonne ausgesetzt, an heißen Tagen empfiehlt sich ein Sonnenschutz. Das letzte Stück zurück nach Kilb geht man auf der Hauptstraße.

Anreise

Mit der Mariazellerbahn von St. Pölten nach Obergrafendorf und weiter mit dem Bus 680 nach Kilb.

TIPP: Mit der Mobilitäts-App wegfinder findest du alle Angebote für deine An- und Rückreise und kannst diese auch gleich buchen. Neben Zügen und Bussen zeigt dir die App auch das vorhandene Leih-Angebot an Autos, Fahrrädern und E-Scootern sowie regionale Taxiunternehmen für die Fahrt vom Bahnhof / von der Bushaltestelle zum gebuchten Quartier.

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zuletzt geändert am 02.05.2024

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